„Bittet und es wird euch gegeben, sucht und ihr werdet finden,
klopft an, und es wird euch geöffnet.“
Es gibt meiner Ansicht nach kaum einen besseren Spruch, der zu einem Schulsekretariat passen würde. Wobei: „Bitte, anklopfen!“ stand ursprünglich an der Tür zum Saniraum der St. Mauritius-Sekundarschule. Durch einen Türtausch findet sich diese beiden Worte mit dem Ausrufezeichen nun am Schulbüro. Im Matthäusevangelium in der Bibel im 7. Kapitel, Vers 7 geht es auch ums Anklopfen. Und davor um noch mehr.
„Bittet und es wird euch gegeben, sucht und ihr werdet finden,
klopft an, und es wird euch geöffnet.“
Manche haben das Bitten verlernt. Wenn und weil alles selbstverständlich, permanent in ausreichender Anzahl verfügbar ist und ich mir selbst eh der Nächste bin. „Alle denken nur an sich, nur ich denk an mich!“ Wer darin sein Lebensmotto und seine Erfüllung sieht, wird sich wundern. Gute, verständnisvolle Pädagogen sind ebenso wenig selbstverständlich wie liebenswerte Schüler, die zum Lernen bereit sind und sich dafür einsetzen. Wenn alle zu schätzen wissen, dass ein gutes Miteinander dann erst möglich wird, wenn Rücksichtnahme und das Annehmen meines Gegenübers keine Fremdwörter, sondern Lebenswirklichkeit im Schulalltag werden. Auch in der St. Mauritius-Sekundarschule.
„Bittet und es wird euch gegeben, sucht und ihr werdet finden,
klopft an, und es wird euch geöffnet.“
Menschen suchen zeitlebens nicht nur sich selbst. Sondern auch das, was sie verloren oder (noch) nicht erhalten haben. Neben Gegenständen und anderem Materiellen Anerkennung, Lob und Wertschätzung. Da geht es Lehrenden nicht anders als den ihnen Anvertrauten, gleich welcher Klassenstufe. Darf ich mich nicht darüber freuen, wenn andere meine Leistungen loben? Dass andererseits eine Zensur nicht den eigentlichen, kompletten Wert eines Menschen darstellt?
„Bittet und es wird euch gegeben, sucht und ihr werdet finden,
klopft an, und es wird euch geöffnet.“
Vor verschlossenen Türen steht niemand gern. Nur möchte ich nicht überrumpelt werden. Wenn ich in einem Raum hinter einer Tür sitze und jemand rennt unerwartet und für mich überraschend, ohne anzuklopfen herein. Möglicherweise bin ich gerade im Gespräch mit jemandem. Oder ich muss etwas fertigmachen und die Zeit drängt. Manchmal passt die Störung nicht. Darf ich nicht selbst entscheiden, wann ich wem öffne? Nicht nur die Tür, sondern auch mich selbst?
„Bittet und es wird euch gegeben, sucht und ihr werdet finden,
klopft an, und es wird euch geöffnet.“
Bei Jesus ist es anders als bei manchen Menschen: Er verweigert mir nichts, wenn ich ihn darum bitte. Er weist mich nicht ab. Christus schafft immer noch und immer wieder Möglichkeiten, dass ich ihn in meinem Alltag finden kann. Bei ihm gibt es kein „Jetzt habe ich keine Zeit für dich!“ „Passt gerade nicht!“ „Du störst!“ Auch deshalb habe ich es nicht aufgegeben, ihn zu bitten und zu ihm zu beten. Wenn ich ihn suche, kann ich ihm auch in denen begegnen, die ich treffe. Auch in der St. Mauritius-Sekundarschule. Wenn ich mal das mache, was Bob Dylan schon 1973 in seinem Lied „Knocking on heavens door“ benannte, an der Himmelstür klopfe, hoffe ich: Dass mir jemand öffnet und mich hineinlässt. So, wie ich bin.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger