Segen (bless) und Freude (joy) zeigen dabei auf eine Seite. Hoffnung (hope) ist in der anderen Richtung zu finden. Es ist nicht leicht, sich zu entscheiden, wo ich zuerst hingehe. Welcher Weg ist für mich der geeignete, um dahin zu kommen, wo ich hinmöchte?
„Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?“ In der Bibel im Johannesevangelium bei Joh. 14, 5 finden sich diese beiden Sätze. Als einziger der Gefährten Jesu wagt es der Apostel Thomas, Jesus das zu fragen. Die anderen halten sich zurück. Thomas nicht.
Im Zeitalter von digitaler Routenführung in Echtzeit und bei Navis in und an Fahrzeugen und unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln, ist es für viele heute kaum mehr vorstellbar: Früher war es oft komplizierter, den passenden und den richtigen Weg zu finden. Wenn ich jemanden direkt danach frage, kann ich das im Vorfeld nicht generell ausschließen: Schickt mich mein Gegenüber aus Unkenntnis oder absichtlich aus welchem Grund auch immer in die falsche Richtung? Wenn ich – wie in der Vergangenheit – ausschließlich eine ältliche Straßenkarte zur Verfügung habe, weiß ich nicht, wie aktuell sie die heutige Wirklichkeit noch abbildet. Gibt es die darin eingezeichneten Straßen und Wege in dieser Form überhaupt noch?
„Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?“ Wenn ich nach rechts gehe, komme ich nicht nach links. Falls ich stehenbleibe, ist Fortschritt im wahrsten Sinn des Wortes unmöglich. Kehre ich um, verändert sich meine Perspektive erneut. Und jetzt? Wenn ich nicht weiß, wo ich hinmöchte und auf welche Weise ich an mein Ziel komme, wird es schwierig. Für mich und für die, die mit mir auf dem Weg sind.
Jetzt in den Ferien fahren, fliegen und gehen viele andere, neue und unbekannte Wege außerhalb der Schule. Die uns Anvertrauten werden zu Schulbeginn am 17. August wieder zurückkehren. Wir auch. 44 Mädchen und Jungen werden zusätzlich zu all den anderen die neuen Klassen 5/1 und 5/2 in der St. Mauritius-Sekundarschule bilden. Sie werden mit tatkräftiger Unterstützung anderer trotz aller Unterschiede als Klasse gemeinsam ihren Weg gehen auf ihre eigene Weise. Wenn so Vieles neu ist für sie, ist aller Anfang schwer. Da braucht es Segen ebenso wie Freude und Hoffnung. Menschen, die Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
„Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?“ Wenn nicht nur unsere Neuen wissen, wie sie bei welcher Gelegenheit auf welche Weise dorthin kommen, wo sie hin sollen und hin möchten, kommen sie ans Ziel. Mit dem Segen Gottes klappt es besser als ohne. Mit der Freude des Anfangs leichter als ohne. Mit Hoffnung, die sich erfüllt, schaffe ich es. Nicht nur in oder nach den Ferien. Sondern jeden Tag neu.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger