Hi there!
So kann ich Menschen begrüßen, die mir nahestehen. Wenn ich mir Fremde so anspreche, könnte das mein Gegenüber wundern. Weil sie oder er einer Vertrautheit begegnet, die nicht als gegeben sofort vorausgesetzt werden kann. Mit einem „Guten Tag“ oute ich mich im tiefsten Bayern als einer, der nicht von dort kommt. Sage ich in Berlin „Grüß Gott!“, kann es sein, dass die Antwort lautet: „Wenn ich ihn treffe!“ Die richtigen Worte zur passenden Zeit zu finden, ist nicht nur für Lernende in der St. Mauritius-Sekundarschule manchmal schwerer als gedacht. Das zieht sich durch alle Jahrgangsstufen. Macht auch vor den Lehrerzimmern nicht Halt.
Hi there!
Miteinander auszukommen, gemeinsam an etwas zu arbeiten und durch das Bemühen und den Einsatz Vieler - gegebenenfalls mit Hilfe der Unterstützung Dritter - ans Ziel zu kommen, ist eines der Grundprinzipien von Schule. In unserem Schulkonzept der SMS ist manches von dem aufgegriffen worden, was die Reformpädagogin und Ärztin Maria Montessori so in Worte fasste: „Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Mach es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld, meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauchen sie mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler und Anstrengung zu, denn daraus kann ich lernen.“ Das sind nicht nur gescheite Worte, die meiner Ansicht nach ins Schwarze treffen. Sondern Handlungsanweisungen, die das Miteinander in der St. Mauritius-Sekundarschule so gestalten, dass ein gutes Miteinander zwischen Lernenden und Lehrenden nicht nur ein frommer Wunsch oder eine Idealvorstellung bleibt.
Der richtige Umgangston zwischen Lehrenden und Lernenden ist ebenso wichtig und Wirklichkeit wie die Tatsache, dass wir alle unterschiedlich sind. Nicht nur vom Lebensalter, von körperlichen Merkmalen her und vielem anderen mehr, das mir deutlich macht: „Ich bin ich und du bist du.“ Irmela Brender hat es in ihrem gleichnamigen Lied so geschrieben. Wer sagt was was wann wie und warum. „Wenn ich rede, hörst du zu. Wenn du sprichst, dann bin ich still, weil ich dich verstehen will.“ Auch das findet sich im eben genannten Lied, das nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Jugendlichen dieses möglich macht: Wenn ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Menschen herrscht, ist es durchaus möglich, sich gegenseitig zu veralbern und miteinander zu lachen. Dennoch klappt es auch, nicht alles ins Lächerliche zu ziehen. Gemeinsam ernst zu sein (oder es wieder zu werden) und sich für etwas einzusetzen, gestellte Aufgaben zu lösen und die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten weiterzuentwickeln. Unterstützung, eine helfende Hand oder ein motivierendes Wort anzunehmen – dieses und anderes mehr schließt das nicht aus.
Hi there!
Die T-Shirt Aufschrift „Hi there!“ ist eindeutig doppeldeutig, wenn ich den Bildhintergrund betrachte. Sie kann als Gruß gesehen oder völlig anders interpretiert werden. Vom bloßen Hören her könnte ich es auch als „Hai there!“ verstehen. Abgesehen davon, dass es in diesem Fall „Shark there!“ heißen müsste, und die, die beim Schwimmen sind, nach diesem Ausruf Angst bekämen, macht es eines klar: Nicht immer sage ich, was ich meine – und umgekehrt. Vieles von dem, was ich von mir gebe, ist Auslegungssache. Nicht immer so klar und eindeutig, wie es sein sollte und sein müsste. Manchmal ist eine Deutung erforderlich, um das definitiv zum Ausdruck zu bringen, worum es mir tatsächlich geht.
Wenn ich nur vom „Hahn“ spreche, könnte es sich dabei auch um jene Gerätschaft handeln, aus der Wasser herausfließt. Nicht um ein männliches Federvieh, das keine Eier legt. Dass Eins und Eins Zwei ergibt, ist da schon einsichtiger und, wenn ich es mir vor Augen führe, offensichtlicher. Aber nicht alles und jedes ist so einfach. Nicht nur in der St. Mauritius-Sekundarschule.
Hi there!
Mancher Gruß trifft ins Schwarze. Mein Gegenüber freut sich, dass ich sie oder ihn bedacht habe. Viele Grüße den Tag über höre ich eher, statt sie zu lesen. Ob es ein „Ey Digga, was geht?“, ein „Guten Morgen!“ oder ein „Schönen Tag!“ ist, hängt davon ab, wer es wann zu wem sagt. Wenn solche Worte ernst und aufmunternd gemeint sind, um mir damit einen kleine Freude in meinem Alltag zu machen, freue ich mich darüber. Damit bin ich wohl nicht allein.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger