„Das geht ja gar nicht!“ „Was hast Du Dir denn dabei gedacht?“ „Das gibt’s doch überhaupt nicht!“
Solche Worte braucht kein Mensch. Zeigen sie mir doch, dass ich etwas nicht richtig gemacht habe. Sondern falsch. Aus Fehlern kann ich lernen und mich immer noch verbessern. Mein Wissen, mein Können und meine Fähigkeiten erweitern. Das ist der Sinn von Schule. Aber ist es nicht viel besser, Fehler gar nicht erst zu machen?
Im Zusammenhang mit dem „Vernetzten Unterricht“ steht in den 5. Klassen „Welt des Lebendigen“ auf dem Lehrplan. Auf unterschiedliche Art und Weise setzen sich Lernende und Lehrende in verschiedenen Schulfächern damit auseinander. Was „tierisch unmöglich“ ist, kann im besten Sinn des Wortes „tierisch gut“ sein. So stand es auf der Tafel im Kunstraum zu lesen. Denn Tierkombinationen, die in der Natur nicht vorkommen, können in der Fantasie der Schüler durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. So entstand in einer 5. Klasse einmalig und einzigartig der „Einhorn-Panda“.
Wenn ich keine Fantasie mehr habe und nicht von dem träume, was nicht ist oder nicht sein kann, verliert mein Leben an Buntheit. Nicht alles ist schwarz oder weiß. Die Vielzahl der Grautöne, die es wo auch immer gibt, lässt sich nicht benennen. Ganz zu schweigen von dem, was in der Natur als Lebewesen gleich welcher Art in einzigartiger Farbigkeit zu Land, zu Wasser und in der Luft existiert: Darüber kann ich oft nur staunen. Andere vielleicht auch.
Geht nicht, gibt’s nicht! Oder vielleicht doch? Zeit zum Träumen gibt es sogar mitten im Alltag. Neben all dem, was zu tun und zu schaffen ist. Das hat nichts mit einer Flucht vor der Wirklichkeit zu tun. Um auf andere Gedanken zu kommen, um im besten Sinn des Wortes meine Perspektive zu wechseln und durch einen anderen Blickwinkel Neues zu entdecken, das ich vorher so noch nicht gesehen habe: Veränderung und Wandel haben einen Namen. Nicht nur in der St. Mauritius-Sekundarschule. Denn Kleine und Große sind nicht an jedem Tag so, wie sie am Vortrag waren. Nicht allein deshalb, weil wir alle einen Tag älter geworden sind. Sondern aus vielerlei Gründen und Ursachen. Das hat Folgen.
Meine konkrete Lebenswirklichkeit ist nicht immer so, dass ich mich darüber freue. Die Sommerferien, die in absehbarer Zeit beginnen, bieten Raum und Möglichkeiten zur Erholung und zur Entspannung. Nach all dem, was vorher war. Ich kann die Chance nutzen, etwas zu tun oder zu unternehmen, das in der Schulzeit bisher nicht umsetzbar war. Es muss kein „Einhorn Panda“ sein. Doch darf auch ich kreativ in der Hinsicht sein, etwas Neues, Buntes, noch nie Dagewesenes zu erschaffen, wie auch immer es in meiner Fantasie aussieht. Es braucht nicht jedem und allen zu gefallen. Nicht nur in der Kunst ist das so. Es ist meine ganz persönliche Möglichkeit, etwas zu erstellen, worüber ich mich freue, wenn es fertig ist. Weil es mir eingefallen und ich es in die Tat umgesetzt habe. Dann geht es nämlich doch. Weil ich mir etwas dabei gedacht habe. Und weil es das jetzt gibt.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger