25. August 2024

You can do anything

Was manche mit sich herumtragen, finde ich bemerkenswert. Andere vielleicht auch …

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Was für manche Fußballer und deren Fans wegweisend ist, könnte das doch auch für andere sein. Für Lernende und Lehrende in der St. Mauritius-Sekundarschule und darüber hinaus.

„You can do anything“

Es geht nicht darum, mein Gegenüber mit diesem Anglizismus zu beeindrucken. Weil er ja „so viel besser klingt“ als seine deutsche Entsprechung „Du kannst alles machen.“ Ich frage mich: Was ist dafür nötig, damit ich das hinbekomme?

Ohne ein Ziel geht nichts voran. Etwas, das ich erreichen möchte und wofür ich mich einsetze, ist grundlegend. In einer Bildungsanstalt wird das nicht nur durch den Lehrplan klar definiert, in den Blick genommen, im konkreten Unterrichten umgesetzt und im Optimalfall erfolgreich abgeschlossen. Aufgaben, Ideen und Pläne können so Wirklichkeit werden.

Damit zusammenhängend, brauche ich Ideen, was ich auf welche Weise erreichen möchte. Anleitungen für bestimmte Vorhaben finden sich zuhauf. Manchmal sind sie auf bestimmte Personenkreise zugeschnitten, mit denen ich nichts zu tun habe. Hinzu kommt: Wann setze ich das Gedachte, Gewünschte, Erträumte in die Tat und damit in die Realität um?

Unterstützende sind ebenfalls unabdingbar, wenn ich etwas schaffen will. Unterschiedliche Vorstellungen, was ich mit wem wann und auf welche Weise gestalte, müssen dem nicht im Weg stehen. Gemeinsam geht es oft leichter als allein.

Mancher arbeitet gern für sich. Weil es niemanden gibt, der mir hineinredet in das, was ich machen will. Andere erreichen im Team gemeinsam rascher und effizienter durch ihre Unterschiedlichkeit mehr als Einzelkämpferinnen oder Einzelkämpfer. Ziel kann es nicht sein, andere meine Arbeit machen zu lassen. Mich zurückzulehnen und im übertragenen Sinn die Lorbeeren einzusammeln, die ich für mein Nicht-Tun nicht verdient habe. Sondern mich an dem zu freuen, was wir in einem guten Miteinander trotz mancher Gegensätze und Meinungsverschiedenheiten erfolgreich umsetzen konnten.

„You can do anything“

“Das kann ich nicht!” Kaum einer kennt diesen Satz nicht. Nicht nur aus Schülerinnen- oder Schülermund. „Dann lernst du es!“ ist eine Antwort, die nicht nur ich in einem solchen Fall gern gebe. Ob sie hilfreich ist für mein Gegenüber, ist nicht immer sicht- oder spürbar. Mancher fühlt sich aber dadurch motiviert, aufgrund eigener Fähigkeiten oder zusammen mit den Möglichkeiten, die andere haben, Reden durch Handeln zu ersetzen. Von vorneherein nichts zu beginnen, weil ich dazu keine Lust habe, zu faul bin oder andere meinen Job machen sollen, führt nicht weiter. Im Gegenteil. Ja, es stimmt: Niemand ist immer und überall bestens motiviert. Aber keiner ist zu jeder Zeit antriebs- oder lustlos. Denn wenn ich etwas – mit Mühe – geschafft oder erreicht habe, bin ich nicht nur dankbar. Sondern ich freue mich darüber. Andere auch.

„You can do anything“

Es gibt Zeitgenossen, die eine bemerkenswerte Geduld im Abwarten haben. Hauptsache, sie müssen nicht eigenständig oder eigenverantwortlich die Initiative ergreifen. Ihre Sorge dabei: Sie könnten etwas falsch machen. Etwas im übertragenen Sinn in den Sand setzen und dafür ausgelacht werden. Ob es einer neuen Kultur bedarf, mit Misserfolgen umgehen zu lernen? Spätestens, wenn ich selbst etwas verbockt habe, bin ich glücklich, wenn mir geholfen wird. Wenn ich eine zweite Chance bekomme. Noch einmal anfangen darf. Nicht bloßgestellt, belächelt oder wegen meines Misserfolges verachtet werde. Stattdessen erneut zu versuchen, mich zu verbessern. Denn wer wagt, gewinnt! Zwar kostet das Mut, Zeit, Kraft und manchmal auch Überwindung. Nicht nur in der St. Mauritius-Sekundarschule. Aber kann ich nicht doch mehr schaffen, wenn ich es wenigstens versuche?

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger