Ein blaues, gefaltetes Blatt Papier in Form eines Schiffes mit einer Aufschrift „Gute Fahrt ins neue Halbjahr!“ Rechts davon befindet sich ein Smiley. Links lässt sich eine stilisierte Blume entdecken.
Einer unserer jüngeren Lehrkräfte hat diese selbst gebastelte Aufmerksamkeit den Schülerinnen und Schülern seiner Klasse zum Start in das zweite Schulhalbjahr mitgegeben. Ist das notwendig?
Nein, es muss nicht sein. Solche kleinen Gesten wie dieses kleine blaue Boot können aber im Schulalltag dazu beitragen, eine Bildungsanstalt nicht nur als Lernort zu sehen. Oder ausschließlich als Platz, an dem ich Leistung zu erbringen habe, die bewertet und gewertet wird. Das Miteinander in der St. Mauritius-Sekundarschule ist ein stetes Geben und Nehmen. Tag für Tag neu. Trotz aller Unterschiede ist Gemeinsames nicht nur verbindend, sondern notwendend im wahrsten Sinn des Wortes. Dabei geht es nicht um billige Wohlfühlmomente. Um Augenblicke, die wenig oder gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Sondern um Achtsamkeit. Auf Lehrer- und auf Schülerseite.
„Gute Fahrt ins neue Halbjahr!“
Dass wir einander nicht nur aushalten oder nur ertragen. Weil uns nichts anderes übrig bleibt. Dass wir uns nicht bloß zur Kenntnis nehmen als Gegebenheit, an der ich nichts ändern kann. Sondern dass wir uns als Bereicherung wahrnehmen und zu schätzen wissen. Obwohl wir so sind, wie wir eben sind. Lernende und Lehrende unterschiedlichen Alters. Denn es ist nie zu spät, offener zu werden. Anzufangen. Durchzustarten. Etwas zu wagen. Aus unterschiedlichsten Ursachen bin ich nicht immer „gut drauf“. Aber es gibt keinen Grund, aufzugeben und gar zu resignieren. Weil ich die anderen oder mich selbst momentan, warum auch immer, nicht ausstehen kann.
„Gute Fahrt ins neue Halbjahr!“
Gut fahre ich im Schulalltag, wenn ich weiß, wohin ich möchte. Mein Ziel kenne. Allein oder mit anderen nach Möglichkeiten und Wegen suche, die mich dorthin bringen. Ich werde nicht alleingelassen oder bin von allen guten Geistern verlassen. Unterwegs bin ich zusammen mit anderen. Mit Menschen, über die ich mich freue. Auch mit Zeitgenossen, die ich mir nicht aussuchen konnte. Sie mich ja auch nicht. Natürlich gibt es Gegenwind. Es läuft nicht alles nach Wunsch. Manchmal komme ich auch vom eigentlichen Kurs ab. Weil mir die Kraft fehlt, gegenzusteuern. Ich lasse mich treiben, denn ich habe keine Lust, etwas zu tun. Wenn ich gerade nicht lernen oder lehren möchte. Weil ich mit mir selbst beschäftigt bin und meine Sorgen und Probleme mir zu schaffen machen. Oder ich mir mein Gegenüber und all das, was mich gerade nervt, weit weg von mir wünsche. Nicht nur in einem solchen Moment ist etwas Motivierendes nicht zu unterschätzen.
„Gute Fahrt ins neue Halbjahr!“
Mehr denn je wünsche ich sie mir nicht nur: Begleitende, die mir guttun. Die mir auch etwas sagen können und mich kritisieren dürfen, wenn und weil nicht alles perfekt läuft. Die mich immer noch und immer ermutigen, trotz allem weiterzumachen. Oder umzukehren. Neue, andere Wege einzuschlagen, um doch noch ans Ziel zu kommen. Mancher Umweg ist nicht vergeblich, um wieder neu Fahrt aufnehmen zu können. Auch im zweiten Halbjahr 2025: Gute Fahrt! Nicht nur in der St. Mauritius-Sekundarschule.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger