1. März 2025

Motivationskartoffel

„Mach dein Ding!“ Hab keine Angst. Mach es!

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Für viele ist jene Nutzpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse mit dem lateinischen Namen „Solanum tuberosum“, die Kartoffel, in all ihren unterschiedlichen Zubereitungsvariationen etwas, das sie immer wieder gern essen. Nicht essbar, aber nicht zu unterschätzen ist, was eine Pädagogin aus der SMS in ihrer Klasse auf dem Lehrtisch platziert hat: eine Motivationskartoffel. Geht’s noch?

„Ich mag eine winzige Kartoffel sein, aber ich glaub an dich. Mach dein Ding!“

Das englischsprachige Schildchen, das diese Kartoffel hält, könnte ich freier übersetzt so ins Deutsche übertragen. Und jetzt?

An sich zu glauben, ist nicht nur in der Zeit des Erwachsenwerdens eine Herausforderung für alle Beteiligten: Für Kinder und Jugendliche, für ihre Mütter, Väter und Geschwister und für weitere Verwandte. Desgleichen für Lehrende und viele andere mehr. Selbstbewusstsein fällt nicht vom Himmel. Dafür muss ich mich Tag für Tag neu bemühen. Manchmal leichter gesagt als getan.

Wer hat das Recht, mich als Person in Frage zu stellen? Sich über meine Eigenheiten oder Eigenarten, die mich als Mensch ausmachen, lächerlich zu machen? Nur sich selbst als Maßstab für alle Dinge zu sehen? Zu meinen, die Weisheit mit dem Löffel verzehrt zu haben und alles besser zu wissen als ich? Fragen über Fragen. Welche Antworten darauf gibt es?

„Ich mag eine winzige Kartoffel sein, aber ich glaub an dich. Mach dein Ding!“

In seiner provokant-flapsigen Art schrieb Udo Lindenberg bereits 2008 in einem seiner Lieder: „Du machst dein Ding, egal, was die ander′n sagen. Du gehst deinen Weg, ob geradeaus schräg. Das is‘ doch egal.“  Ob es wirklich so egal ist, was ich mache oder nicht, lasse ich offen. Wenn mir alles gleichgültig wäre, würde mir die Motivation fehlen, überhaupt noch etwas zu wagen. Oder mich mit ganzer Kraft und all meinen Möglichkeiten für eine Sache einzusetzen. Wer sagt denn, dass ich im übertragenen Sinn in meinem Schneckenhaus bleiben muss? Deshalb, weil meine Umgebung so schlecht, so negativ und mir gegenüber nicht jeden Tag wohlwollend eingestellt ist? Darf ich denn nicht „mein Ding“ machen?

„Ich mag eine winzige Kartoffel sein, aber ich glaub an dich. Mach dein Ding!“

Um etwas zu bewegen, kann es hilfreich sein, mich nicht mit dem abzufinden, was ist, wie es ist. Manches könnte sich mit der passenden Idee, der dafür erforderlichen Kraft und dem Mut dazu positiv verändern lassen. Was in der St.Mauritius-Schule durch den Einsatz vieler immer noch und immer wieder gelingt, wäre auch außerhalb dieser Bildungsanstalt machbar und möglich. „Hilf mir, es selbst zu tun!“ Im Leitbild der SMS findet sich dieser Satz. Das ist mehr als nur ein Spruch. Wenn ich an mich, an meine Fähigkeiten und die mir eigenen Talente glaube, kann ich „mein Ding“ machen. Allein oder zusammen mit anderen. Ich darf mir helfen lassen. Niemand verbietet mir, unsere Welt ein klein wenig besser zu machen. Mich nicht denen anzuschließen, die am lautesten schreien und glauben, dadurch Recht zu haben. Denen, die sich am besten zu inszenieren oder zu verkaufen wissen, blind zu folgen in allem, was sie sagen und tun. Meinen eigenen Standpunkt kann ich finden. Egal, wie alt ich bin. Mich nicht kleinreden oder mir gar den Mund verbieten lassen. Wenn andere an mich glauben und ich es fertigbringe, auch an mich selbst zu glauben, klappt es: „Ich mach mein Ding, egal, was die ander’n sagen.“ Mit Motivationskartoffel oder ohne.

Br. Clemens Wagner OFM, Schulseelsorger